Oh, du schönes Osttirol!
Als großer Österreichfan hatte mich der unberührte, untouristischere Teil Tirols schon lange sehr gereizt. Unverbaute Natur, gewaltige Berge, idyllische Täler, wenige Menschen – genau das Richtige für mich.
Und im August 2019 ist es dann auch endlich soweit. Ich mache mich mit meiner Familie auf Richtung Obertilliach, einem ganz besonderen Bergdörfchen mit Charme im hinteren Lesachtal gelegen, 1400m hoch.
Direkt an der Grenze zu Kärnten und auch ganz nah an Italien gelegen.
Das das kleine Örtchen voller herrlicher Überraschungen steckt, sollte ich später noch erfahren und starte mit Mann, Tochter und zwei Hunden an Bord aus Westfalen genüsslich Richtung Süden.
Schon die Anreise ist ein Erlebnis
Als ich München bereits hinter mir gelassen habe und langsam das legendäre Kitzbühel erreiche,
bin ich vom Anblick des berühmten Wilden Kaiser total geflasht und kann ihn bequem durch das Autofenster hindurch gleich mehrere Minuten lang in seiner vollen Größe und Pracht bestaunen.
Langsam beginnen die Straßen kurviger zu werden, bis wir den imposanten Paß Thurn mit seinen beachtlichen Serpentinen überqueren, der Kitzbühel mit Mittersill auf der Salzburger Seite verbindet.
Wer denkt, hier wären bereits die heftigsten Kurven Richtung Osttirol gemeistert, dem sei schnell verraten, dass noch etliche folgen werden.
Unter anderem der Felbertauerntunnel, an dem man einfach nicht vorbeikommt, wenn man ins idyllische Osttirol kommen will.
Eigentlich bin ich ganz froh, mir vorher die Route nicht angeschaut zu haben, daher weiß ich auch nicht, was mich noch alles Schönes erwartet. Aber dann, als wir uns endlich Lienz, der bezaubernden Hauptstadt Osttirols nähern, taucht es nach weiteren Kurvensträßchen irgendwann am Berg oben doch noch auf, das kleine, süße Bergdörfchen Obertilliach, ruhig und idyllisch an einen sonnigen Berghang „geklebt“.
Friedliche Bergidylle pur
Die Begrüßung im Gasthof Obertilliach ist überaus herzlich.
Wir beziehen unser Quartier in einem Nebenhaus, das einem kleinen Holzferienhäuschen gleicht und fühlen uns sofort wohl.
Ein uriges Urlaubsdomizil mit Vollholzausstattung, zwei geräumigen Schlafzimmern, einer Wohnküche mit allem drum und dran, dazu eine köstliche Halbpension und ein Hallenbad, von dem aus ich die wunderschönen Berge sehen kann – Herz, was willst du mehr?
In einzigartiger Dorfidylle, inmitten von Blumen geschmückten, uralten Häusern und Kuhställen, speise ich mit meiner Familie genüsslich im Schatten alter Bäume und geniesse unsere so sehr geliebte, original österreichische Frittatensuppe.
Und schnell merken wir auch, dass Obertilliach eine absolut angesagte Wintersportlocation ist. Namenhafte Biathleten aus ganz Europa machen sich hier bereits jetzt im Sommer fit für die nächste Saison. Beim Anblick der zahlreichen, hübschen jungen Frauen und Männer mit bestens trainierten Körpern, bekommen wir beim Genuss unseres kalorienreichen Nachtischs in der Tat ein schlechtes Gewissen. Aber wir sind ja schliesslich zum Urlauben hier.
Sogar der legendäre Ole Einar Björndalen soll hier eine Wohnung besitzen, den haben wir leider noch nicht getroffen.
Traumsee, Weltkulturerbe, Nachbar Italien
Wenn man sich Obertilliach auf der Karte so anschaut, entdeckt man schnell einen tollen See in der Nähe, den „Klapfsee“, der auf den Fotos bei Google einfach fantastisch aussieht. Den wollen wir natürlich unbedingt live sehen. Und starten voller Tatendrang zu Fuß direkt vom Gasthof aus.
Man sollte in der Tat „gut zu Fuß“ sein, wie wir später noch erfahren.
Aber die Wanderung, die zum See hin circa 7km bergauf führt, ist alle Anstrengung wert. Selten haben wir so schöne und beeindruckende Handyfotos inmitten einer so herrlichen Natur geschossen und ruhen unsauf der kleinen Holzterrasse direkt am See, ausgiebig aus, bevor es zu unserem Gasthof zurück geht.
Dort erfrischen wir uns bei einem kühlen Getränk, stärken uns am frischen Salatbuffet und bestellen eine warme Suppe. Denn hier gibt es den ganzen Tag über warme Küche, toll!
Die beeindruckenden Bilder vom Klapfsee noch frisch im Kopf, wartet am nächsten Morgen bereits das nächste Highlight auf uns. Nur wenige Fahrminuten von Obertilliach entfernt, am wunderschönen Örtchen Innichen vorbei, weiter Richtung Sexten, thronen auf italienischer Seite die berühmten „Drei Zinnen“, die zum UNESCO Weltkulturerbe gehören.
Die wollen wir auch unbedingt sehen.
Wir „erklimmen“ sie von der „Rückseite“ aus bis hoch zur Dreischusterhütte und stoßen erstaunlicherweise selbst im Hochsaisonmonat August auf nur sehr wenige Wanderer auf dieser Tour. Einfach wunderbar.
Oben angekommen merken wir ohne Profi-Wanderausrüstung doch langsam unsere Füße und sind ganz froh, dass uns zum Parkplatz unten im Tal ein Bus über die Serpentinen wieder zurück fährt. Auch unsere beiden Vierbeiner finden die Idee sehr gut. Gab es doch recht wenig Wasserquellen auf dem Weg hoch zu den Drei Zinnen.
Obertilliach selbst hat „oben auf dem Berg“ mit seinem Golzentipp auch einige, sehenswerte Highlights zu bieten, die haben wir leider in der Kürze der Zeit dieses Mal nicht geschafft. Aber wir kommen wieder – ganz sicher! Denn das kleine Örtchen haben wir fest in unsere Herzen geschlossen.
Auch das Essen war lecker, die Betten richtig gut, die Gastfreundschaft unübertrefflich.